Veranstaltung des grünen Ortsverbands am Mittwoch, den 22.10.2014
Der grüne Ortsverband hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Carsharing in die Pizzeria Roma in Haidholzen eingeladen. Referent war der grüne Gemeinderat aus Grafing, Sepp Biesenberger, der Mitbegründer des Vereins „Grafinger Autoteiler“ ist, in dem sich mittlerweile knapp 120 Nutzer 11 vereinseigene Autos teilen. Diese Grafinger Erfolgsgeschichte ist keine Ausnahme, sie liegt voll im Trend: Bundesweit ist seit 2011 die Anzahl der Nutzer von 20.000 auf über 750.000 Personen und die der genutzten Fahrzeuge von 5.400 auf über 13.500 Autos gewachsen. Grund genug, dass wir Stephanskirchner Grünen mehr zu diesem Thema wissen wollten.
Warum überhaupt Carsharing? – Umwelt und Energie!
In seiner Präsentation verwies Biesenberger auf die globalen Gefahren, die mit der Erwärmung der Atmosphäre einhergehen. Das Handelsblatt meldete im September 2013, dass der Meeresspiegel viel schneller als erwartet steigen wird – bis zum Jahr 2100 um mindestens 26 cm, möglicherweise aber auch bis zu 87 cm. Was das bedeutet, mag sich jeder selber vorstellen. So viele und so hohe Deiche, kann man gar nicht bauen… Und es sind nicht zuletzt auch die Autos, die mit dazu beitragen, dass der CO2 Wert in unserer Atmosphäre immer weiter ansteigt. Die fossilen Energiequellen (Erdöl) sind zudem endlich. Um auch noch die letzten Reserven aus der Erde zu holen, werden immer umweltschädlichere Methoden wie das höchst umstrittene „Fracking“ angewendet. Auch bei der Herstellung neuer Automobile werden kostbare Rohstoffe und Energie unnötig verschwendet.
Verkehrsprobleme!
Das wachsende Aufkommen an Autos verursacht überall auf der Welt immer mehr Verkehrschaos. Das ist auch bei uns in Stephanskirchen am Schloßberg tagtäglich zu beobachten. Leider reagiert die Politik darauf viel zu oft mit veralteten Konzepten: dem Bau immer neuer Straßen. Und das, obwohl klar ist, dass neue oder breitere Straßen nach einer kurzen Übergangszeit wieder verstopft sind, weil sie immer mehr Autos „anziehen“. So werden kostbare Grünflächen unnötig geopfert. Lokales Beispiel hierfür ist die Diskussion über die neue 3. Innbrücke für den Autoverkehr.
Es geht um die 2. und 3. Autos
Natürlich ist das Autofahren superpraktisch und gerade bei uns, in der ländlich geprägten Region, halten es viele noch immer für „alternativlos“. Tatsächlich ist das Auto angesichts des teils katastrophalen öffentlichen Personennachverkehrs besonders für Berufspendler derzeit nahezu unverzichtbar. Das gesteht auch Biesenberger zu. Trotzdem hat der Grafinger Autoteiler eine enorme Erfolgsgeschichte auf´s Parkett gelegt, denn es geht nicht darum, das Auto abzuschaffen. Dort aber, wo in einer Familie ein zweites oder drittes Auto vorhanden ist, das nur ab und an verwendet wird („Stehzeug“), ist Carsharing eine absolut sinnvolle Alternative.
Carsharing: Da freut sich nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel jeder Familie
Bauern teilen sich teure landwirtschaftliche Geräte in sogenannten „Maschinenringen“, in Lesezirkeln teilen wir Zeitschriften, wir kaufen Kleider im Secondhand Laden oder „vererben“ sie an Geschwister oder Freunde. Wir helfen den Nachbarn aus, wenn mal das Mehl oder die Eier ausgegangen sind oder gießen die Blumen, wenn sie im Urlaub sind … usw. Wir teilen so viel miteinander, warum nicht auch Autos? Und der schöne Nebeneffekt: diejenigen, die mitmachen, sparen eine Menge Geld!
Das geht schon los mit dem Verkauf des noch existierenden Zweit- oder Drittwagen. Versicherung, Kraftfahrzeugsteuer usw.: alles Kosten, die künftig wegfallen bzw. mit anderen „geteilt“ werden. Im Grafinger Autoteiler zahlt jede teilnehmende Familie einmalig 620 EUR als unverzinstes Darlehen, das beim Austritt zurückerstattet wird. Sonstige Gebühren fallen nicht an. Man zahlt nur, wenn man das Carsharing Auto auch tatsächlich benutzt. Wer nicht fährt, zahlt auch nichts!
Die Grafinger haben ein Zeit- und Kilometer abhängiges Tarifsystem. Zwischen 8 Uhr und 24 Uhr werden 50 Cent pro Stunde fällig. Bei Strecken bis 200 Kilometer 29 Cent pro Kilometer, bei längeren Strecken 25 Cent pro Kilometer. In diesem Preis ist das Benzin bereits enthalten. Wer tankt, vermerkt das im Fahrtenbuch. Der ausgelegte Tankbetrag wird dann mit den künftigen Fahrten „verrechnet“. Als besonderes Schmankerl gibt es bei den Grafingern noch pro Auto eine übertragbare MVV Monatskarte dazu.
Wie kommt man an das Carsharing Auto?
Jedes Carsharing Auto hat einen „Paten“, der sich um das Auto kümmert und in dessen Nähe auch der Standort des Wagens ist. Wenn man selbst ein KFZ in den Verein „einbringt“ und Pate seines „alten“ Wagens wird, hat man den Vorteil, dass das Auto praktisch vor der Haustür steht. „Gebucht“ wird der Wagen über eine Internetseite des Vereins. Das geht völlig problemlos und zeitnah. Je mehr Familien mitmachen, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Auto auch in der Nähe steht. Optimal wären ca. 8 Nutzer auf einen Wagen. Der Schlüssel wird in einer Art Tresor in der Nähe des Wagens aufbewahrt. Jedes Vereinsmitglied kann so den Schlüssel jedes Wagens besorgen. Nach der Fahrt wird der Wagen wieder am „Heimathafen“ abgestellt und der Schlüssel in den Tresor gelegt.
Carsharing für Stephanskirchen?
Bei der Gründung eines Autoteilers in Stephanskirchen würde Sepp Biesenberger mit Rat und Tat zur Seite stehen. Einfacher wäre seiner Meinung jedoch, sich einem schon existierenden Verein in der näheren Umgebung anzuschließen. Tatsächlich gibt es in Rosenheim seit kurzem den neuen Verein „Carsharing Rosenheim e.V.“, der ganz ähnlich funktioniert, wie der Grafinger Autoteiler.
Im Anschluss an den Vortrag wurden viele Fragen gestellt und es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmern der Veranstaltung. Beschlossen wurde u.a., Kontakt zum Carsharing Verein Rosenheims aufzunehmen.
Fazit
Eine rundum gelungene und sehr interessante Veranstaltung zu einem spannenden Umwelt-Thema. Wer mehr Informationen zum Thema Carsharing haben möchte, kann über den Ortsverband der Grünen die vollständige Power-Point Präsentation von Sepp Biesenberger bekommen. Einfach eine Email senden an: Johannes.Lessing@gruene-rosenheim.de
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